Herren I – Mit Spannung, Herz und Emotionen zum wichtigen Punktgewinn

Foto: Julius Adam

 

Der ersten Herrenmannschaft des SC Memmelsdorf gelang in der Volleyball-Regionalliga Süd-Ost am vergangenen Sonntagnachmittag ein wichtiger Punktgewinn zur Rückeroberung des Relegationsplatzes gegen das oberbayerische Team des TSV Mühldorf II in der heimischen Seehofhalle. In einer hochspannenden Partie wurde den zahlreichen Zuschauer:innen neben krachenden Angriffen und langen Ballwechseln vor allem viel Herz und Emotion auf und neben dem Volleyballfeld geboten.

Die Mühldorfer reisten mit zwei Niederlagen aus den letzten beiden Spielen nach Bambergan. So verlor man am Vortag gegen den Spitzenreiter der Liga – den TV Mömlingen –, gegen den die Memmelsdorfer am vergangenen Wochenende einen Punkt (2:3) entführen konnten, klar mit 0:3. Am vorherigen Spieltag verlor man zudem gegen den MemmelsdorferKonkurrenten um den Relegationsplatz, die DJK München-Ost, knapp mit 2:3, was den Druck, zu punkten, auf die Hausherren erheblich erhöhte.

Zu Spielbeginn konnte Trainer Michael Werner auf einen breit aufgestellten Kader zurückgreifen. Der erst zurückgetretene All-Star Tobias Werner ergänzte das Team für den langzeitverletzten Leo Jacob auf der Zuspielposition, während sich mit Christoph Hellmich ein junger, dynamischer Außenangreifer aus der 2. Herrenmannschaft Hoffnung auf das Schnuppern erster Regionalligaluft machen durfte. Trainer Werner setzte erneut auf die bewährte Umstellung Krachts von der Außen- auf die Diagonalposition und die im vergangenen Spiel stabile Annahme- und Angriffsreihe Hickethier/Arnold, die auch zu Beginn des ersten Satzes fruchten sollte. Durch einen strukturierten Spielaufbau und sichere Annahmen sowie zielgenaue Angriffe in das gegnerische Feld konnte sich der SCM schnell und souverän punktetechnisch absetzen. Das Selbstbewusstsein, das am vergangenen Wochenende gegen den Tabellenführer und Ligaprimus TV Mömlingen gewonnen werden konnte, ließ niemanden trotz ins Spiel kommender und insbesondere über starke Diagonalangriffe punktender Mühldorfer zweifeln, letztlich den ersten Satz mit 25:21 für sich zu entscheiden.

Der Beginn des zweiten Spielabschnitts fügte sich nahezu nahtlos an den Spielverlauf des ersten Satzes an. Die Mannen des SC Memmelsdorf traten mit bereits einem Satzgewinn im Rücken erneut selbstbewusst auf und präsentierten sich vor allem über die Angreifer Hickethier, Lamberti und Kracht durchschlags- und willensstark. Als Resultat des starken Satzbeginns der Hausherren stand schließlich eine 19:13Führung für die Oberfranken, welche im Laufe des Durchgangs nach einer Auszeit der Gäste noch bröckeln sollte: Dem Mühldorfer Diagonalangreifer und späteren MVP gelang es mit fünf aufeinanderfolgenden Sprungaufschlägen, die Memmelsdorfer Annahme so unter Druck zu setzen und zu Fehlern zu zwingen, dass sich Trainer Werner beim Spielstand von 19:18 gezwungen sah, ebenfalls mit einer Auszeit die gegnerische Serie zu unterbinden und seine Spieler neu einzustimmen, um die Hoffnung auf einen weiteren, wichtigen Satzgewinn zu erhalten. Man musste jedoch recht zügig feststellen, dass Mühldorf in dieser Spielphase meist die passende Antwort auf das Memmelsdorfer Angriffsspiel fand und sich aufgrund einiger Unzulänglichkeiten der Hausherren gegen Ende des zweiten Spielabschnitts knapp mit 25:22 aus Sicht der Gäste absetzen konnte. Das Trainergespann Kracht/Werner versuchte zwar, durch gezielte Wechsel auf der Außen-/Annahme-Position noch zu reagieren, die Souveränität des Mühldorfer Angriffs- und Aufschlagspiels konnte dadurch in diesem Satz jedoch nicht mehr gebrochen werden.

Ähnlich zur Vorwoche kann der dritte Spielabschnitt kurz zusammengefasst werden: Insbesondere die platzierten Sprungaufschläge und ein somit nur noch sehr schwierig zu ordnender Spielaufbau auf Seiten von Memmelsdorf machten dem TSV Mühldorf ein leichtes Spiel und hatte schnell eine Führung für die Gäste zur Folge, die bis zum 25:15-Endstand nicht mehr zurückerobert werden konnte.

Das Momentum lag nun auf Seiten der Gäste aus Mühldorf, die nach dem verlorenen ersten Satz nunmehr das Spiel drehen konnten und nach drei gespielten Sätzen mit 2:1 führten. Der SCM stand unter großem Druck, das Momentum erneut zu kippen und für sich zu gewinnen, um den erhofften Rückgewinn des Relegationsplatzes zu erreichen. Der Mannschaft war klar, dass dies nur durch eine gute Stimmung, großen Willen und bedingungslosen Kampf möglich wird, weswegen sie von Beginn an frei aufspielten und an die Leistung des gewonnenen ersten Satzes anknüpfen konnten. Man bewegte sich bis Mitte des Satzes dank wiedererlangter Stärke in Annahme, Abwehr und Angriff souverän und zielführend und konnte somit die scharfen Sprungaufschläge sowie präzisen Angriffe über die Mühldorfer Außen- und vor allem Diagonalposition vermehrt entschärfen und erfolgreich kontern. Wichtige Punktgewinne im Memmelsdorfer Block- und Angriffsspiel gelangen dabei in dieser Spielphase vor allem Diagonalangreifer Kracht, der ebenso wie ein frei aufspielender, jubelnder Stefan Maier sowie ein durchschlagsstarker Stehen Hickethier die Marschrichtung vorgab und die gut besuchte Seehofhalle stimmungstechnisch zum Kochen brachte. Eben diese Emotion auf und neben dem Platz sorgte für einen erneuten „momentum change“ in der Regionalligapartie und bescherte den Hausherren den Gewinn des vierten Satzes und damit das Erreichen des entscheidenden Tie-Breaks. Besonders zu erwähnen ist dabei, dass mit diesem zweiten Gewinnsatz bereits ein Punkt auf das Memmelsdorfer Punktekonto fließt, wodurch der SCM wieder an Tabellennachbar und Konkurrent München-Ost auf den Relegationsplatz vorbeizieht.

„Wozu mit einem Punkt zufriedengeben, wenn man zwei haben kann?“, war das Motto des letzten Spielabschnitts. Es galt, den Kampf anzunehmen, alle Emotion und Intensität auf das Spielfeld zu bringen und sich durch einen knappen Sieg von der Konkurrenz weiter abzusetzen. Trainer Werner vertraute der wiedererstarkten und hochmotivierten Stammformation und sah – ebenso wie eine gespannte und emotionalisierte Zuschauermenge – einen offenen Schlagabtausch beider Regionalligisten auf Augenhöhe. Beidseitig konnten die Zuspieler ihre Angreifer gezielt einsetzen und sowohl mit spektakulären sowie cleveren Angriffen zu Punktgewinnen führen. Beim Spielstand von 6:8 aus Sicht der Hausherren wurden die Seiten gewechselt. Ungebrochen holte der SCM dank schneller Mittelangriffe über das Duo Maier/Lamberti bis zum Spielstand von 11:11 auf. Aufgrund zweier Fehlaufschläge geriet man zunächst mit 11:13 wieder in Rückstand, ehe man diesen zum 13:13 schnell wieder egalisieren konnte. Die Seehofhalle bebte, das Publikum brannte und jede Aktion konnte nun den Ausgang der Partie entscheiden – und so kam es auch. Nach einer gelungenen Abwehr des gegnerischen Angriffs konnte Zuspieler Matthias Hellmich über den bislang sehr effektiven Diagonalspieler Kracht aufbauen, der gezielt versuchte, den gegnerischen Block anzuschlagen. Nach Ermessen des ersten Schiedsrichters gelang dies nicht und er entschied – entgegen des Empfindens der Hausherren und des heimischen Publikums – zum Punktgewinn für die Gäste zum 13:14 aus Memmelsdorfer Sicht. Den aufgrund des Spielverlaufs zwar emotionalen, jedoch keineswegs despektierlichen Hinweis, der gegnerische Block habe den Ball touchiert, ahndete der Schiedsrichter entschlossen und ohne vorausgegangene Verwarnung mit der roten Karte – ganz zur Erschütterung der Memmelsdorfer Spieler- sowie Zuschauerseite. Zur Aufklärung: Eine rote Karte zieht einen Punktgewinn für die gegnerische Mannschaft nach sich, wodurch dieses spannende Spiel hochemotional mit 13:15 im Tie-Break ein Ende fand.

Aus Memmelsdorfer Sicht steht zum einen der wichtige Punktgewinn durch das Erreichen des Tie-Breaks und zum anderen der mitunter ärgerliche Spielausgang, den man gerne spielerisch ausgetragen hätte. Zusammenfassend sind jedoch die Willensstärke und Stimmung der Mannschaft hervorzuheben, die ausschlaggebend waren, in diesem umkämpften Spiel auf Augenhöhe etwas Zählbares mitzunehmen. Der SCM hat hiermit die Möglichkeit gewahrt, eigenständig den Klassenerhalt herbeizuführen – auch dank lautstarker Unterstützung der Zuschauer:innen.

Autor: Leonard Jacob

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